In diesem Jahr wurde das “Positionspapier: Die Polizei von morgen und übermorgen” veröffentlicht. Darin wird unter anderem betont, dass wir weiterhin in eine “digital kompetente und ständig innovative Polizei” investieren müssen. Das Team für digitales Lernen und Entwicklung (L&O) der niederländischen Polizei ist führend bei der Erforschung und Anwendung digitaler Techniken wie VR (VR) und Augmented Reality (AR). Eine Erfolgsgeschichte ist die Entwicklung einer VR-Anwendung zum Erlernen der Herz-Lungen-Wiederbelebung.

Die Bedeutung und Herausforderung der polizeilichen HLW
Die Polizei ist oft als erste vor Ort, wenn eine lebensbedrohliche Situation wie ein Herzstillstand eintritt. Deshalb lernt jeder Beamte an der Polizeiakademie, wie man eine HLW durchführt, und dieses Wissen wird regelmäßig durch Schulungen im Klassenzimmer aktualisiert. Dies zu organisieren ist jedoch eine logistische Herausforderung und sorgt dafür, dass ein Offizier, der sich in der Ausbildung befindet, (vorübergehend) nicht einsatzfähig ist.
Das Team hatte bereits Erfahrung mit der Verwendung von VR für Schießübungen und sah Möglichkeiten für den Einsatz dieser Technik in der HLW-Ausbildung. Sie setzten sich das Ziel, eine Anwendung zu entwickeln, mit der jeder die HLW erlernen kann.
Jeroen van de Heuvel
Jeroen van de Heuvel ist eines der Mitglieder des Digital L&O-Teams, hat einen Hintergrund in IKT und sieht das Potenzial von immersivem Lernen mit VR. Seiner Meinung nach kann man komplexe Verfahren in VR unabhängig von Ort und Zeit erlernen. Jeroen sieht eine Zukunft, in der VR vollständig in die Lehrmethoden integriert ist und jeder Beamte Zugang zu einer Datenbank mit VR-Training hat.
Von lebensbedrohlich bis lebensrettend
Das Team hatte bereits Erfahrung mit der Entwicklung von Schießübungen in VR mit der Anwendung “VR Danger Zone“. Die positive Erfahrung hat das Team dazu veranlasst, an die Technologie zu denken, als die Frage der HLW aufkam. Bei der Umstellung auf eine mobile Version des Trainings kam die erste Zusammenarbeit mit VR Owl aus Utrecht ins Rollen.
Partners

Zusammen mit VR Agentur VR Owl wurde das VR-Training in enger Zusammenarbeit mit dem niederländischen Wiederbelebungsrat erarbeitet. Kollegen aus allen Bereichen der Organisation wurden einbezogen, um Feedback zu geben. Sogar der Partner eines der Teammitglieder, der in der kardiologischen Abteilung arbeitet, war in den Entwicklungsprozess eingebunden. Kurze Sprints, wertvolles Feedback und Abende, die auf dem Weg zu einer sehr wertvollen Anwendung verbracht wurden.
Einblicke und praktische Lösungen

Während der Entwicklung wurden Annahmen wie “die Leute verstehen schnell, wie VR funktioniert” entkräftet, so dass das Onboarding plötzlich eine viel größere Rolle spielen musste. Praktische Probleme wie das Fehlen einer Puppe zum Üben von Kompressionen wurden einfach gelöst: Falten Sie ein Ikea-Kissen in der Mitte und Sie haben fast den gleichen Widerstand wie eine Brust.
Darüber hinaus kamen experimentelle Techniken wie das Handtracking auf den Markt, die den Einsatz von Controllern überflüssig machten. Dies ermöglichte ein realistischeres Training, brachte aber auch neue Herausforderungen mit sich, wie z. B. das “Verschwinden” einer Hand, wenn beide übereinander gelegt wurden.

Der Bedarf an Forschung
Eine Studie über die Wirksamkeit von VR Training steht noch aus, aber konkrete Ergebnisse sind für die Einführung der Technologie bei der Polizei unerlässlich, so das Team. Deshalb hat das Team in Zusammenarbeit mit Ronald Tieman, Sheila Baas, der Universität Twente, der Hogeschool van Arnhem en Nijmegen und dem niederländischen Wiederbelebungsrat eine Studie durchgeführt. Ziel war es, zu untersuchen, ob die VR-HLW-Schulung eine geeignete Alternative zur herkömmlichen HLW-Schulung im Klassenzimmer ist und ob es eine optimale Reihenfolge für beide Schulungsarten gibt.

Das Design der Studie
Die Studie wurde mit 50 Personen durchgeführt, die nach dem Zufallsprinzip zwei Gruppen zugeteilt wurden. Sie wurden vor der Schulung auf ihr “fertiges” Wissen getestet und erhielten dann zuerst eine Schulung im Klassenzimmer und dann eine VR-Schulung, und umgekehrt. Zwischen den Trainingseinheiten und am Ende wurden sie von Prüfern des niederländischen Wiederbelebungsrates getestet.
Die Ergebnisse der Studie
Die Studie ergab, dass bestimmte Handlungen, wie z. B. die Position der Hände und die Tiefe des Brustkorbs, durch VR-Training genauso gut erlernt werden können wie im Klassenzimmer. Dinge wie “Gesamtleistung” und Atemfrequenz sind besser, wenn zuerst ein Standardtraining absolviert wird.

Weitere Entwicklung
Die positiven Ergebnisse der Studie und die Rückmeldungen der Kollegen sorgen dafür, dass das Team weiterhin an der Spitze der immersiven Lernmöglichkeiten und Anwendungen steht. In den kommenden Monaten wird das Thema in Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen und Studenten weiter vertieft und erforscht werden. Darüber hinaus werden Zusammenarbeit, Wissensaustausch und sogar Anwendungen auf europäischer Ebene ausgetauscht.
Die Zukunft des immersiven Lernens bei der Polizei

Für viele polizeiliche Aufgaben scheint die VR ein wunderbares Lernwerkzeug zu sein. Denken Sie an das Training von Hardskills wie den Einsatz der Schusswaffe, des Schlagstocks oder des Tasers, aber auch von Soft Skills wie das Führen eines Gesprächs über schlechte Nachrichten oder das Training von Deeskalationstechniken.
Es gibt also viele Möglichkeiten, und außerdem ist die Unterstützung durch die Männer und Frauen auf der Straße groß. Es liegt an der Regierung, zusammen mit den Spitzenbeamten der Polizei, ihre eigenen Ambitionen zu verwirklichen, in innovative Techniken zu investieren und eine digital einsatzbereite Polizei zu gewährleisten. Denn so macht das Lernen nicht nur mehr Spaß und ist effektiver, sondern trägt auch dazu bei, eine Kernaufgabe der Polizei zu erfüllen: “denjenigen zu helfen, die es brauchen”.